Tour-Nummer: 11 / 2005
Sonntagmorgen machen wir uns auf den Weg nach Lübeck, Valentin, meine Eltern und ich. Vom Bahnhof kommend sehen wir schon das Wahrzeichen der Stadt: das Holstentor. „Es stammt aus dem Mittelalter, der Zeit von Lübeck als Königin der Hanse“, sagt mein Vater. Valentin nickt und staunt über die 3,50 Meter dicken Schutzmauern. Nachdem wir die Holstentorbrücke überquert haben, halten wir uns rechts „An der Obertrave“. Auf der gegenüber liegenden Seite: die sechs Salzspeicher. Hinter der Musikhochschule biegen wir in die „Dankwartsgrube“ und entdecken einen der offenen Höfe.
Wieder auf der Straße fallen meiner Mutter die schwarzen Eisenteile auf, die in den Fugen der Backsteinhäuser stecken. „Das sind Klammern, die das Gebäude zusammenhalten und die Balken der Holzdecken mit der Außenwand verbinden“, erklärt Valentin. Weiter geht’s Richtung Rathaus und über die Schmiedestraße nach St. Petri. Soviel Schaulust macht natürlich Appetit. In der nahe gelegenen Remise stärken wir uns mit Räucherlachs auf Reibekuchen. Und es schmeckt einfach gut.
Doch wir wollen weiter und gehen die Königstraße entlang bis zum imposanten Heiligen-Geist-Hospital mit seinem wunderschönen Kirchenraum. Und noch stehen uns einige Höhepunkte bevor – zum Beispiel das große Burgtor aus dem 13. Jahrhundert. Vor dem Kulturforum Burgkloster bleibt Valentin plötzlich stehen: „Erstaunlich, wie hier die schwarz-roten Ziegel aneinandergereiht sind. Wirkt wie ein 3D- Bild.“ Ein langer Blick und das Wandmuster beginnt tatsächlich zart zu flirren. „Die Kunst der Fuge“, murmelt mein Vater. Über die „Breite Straße“ schlendern wir am Buddenbrookhaus und am Rathausplatz entlang und gelangen zum Café Niederegger. Wir spüren, dass es genug ist für heute. Und genießen eine herrliche Marzipan-Nougat-Rolle.
Ö: Aus Hamburg, Kiel, Neustadt/Holstein und Lauenburg stündlich mit Regionalexpress/Regionalbahn nach Lübeck Hbf. Von Bad Segeberg ZOB mindestens alle zwei Stunden mit der Schnellbuslinie 7650 bis Lübeck ZOB. Die Kleingruppenkarte Bad Segeberg – Lübeck (Schnellbus) kostet 15,00 Euro, mit Bahnnutzung über Bad Oldesloe 20,60 Euro.
Remise, Wahmstraße 43–45, T. 04 51/7 77 73, Mo.–So. ab 10:00 Uhr.
Heiligen-Geist-Hospital, Große Gröpelgrube 2, 23539 Lübeck, T. 0451/7907841, tägl. 10:30 –19:00 Uhr.
Der Marzipan-Salon im zweiten Obergeschoss des Café Niederegger lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen und verführt zu einer Zeitreise vom Orient – dem Ursprungsort der Mandelspezialität – bis in die Hansestadt. Gruppen ab 10 Personen können Konditoren beim Modellieren von Figuren zusehen und mehr erfahren über die Kunst, mit Marzipan Geschichten zu erzählen. Informationen unter T. 04 51/53 01-126/-127.
Café Niederegger, Breite Straße 89, 23539 Lübeck, T. 04 51/53 01, Mo.–Fr. 9:00–19:00 Uhr, Sa. 9:00–18:00 Uhr, So. 10:00–18:00 Uhr.
Das Leben und die Literatur von Heinrich und Thomas Mann sind im Buddenbrookhaus zu besichtigen. Die Welt der Künstlerdynastie und von Thomas Manns Jahrhundertroman wird mit Fotos, Erstausgaben und zeitgenössischen Quellen, antiken Möbeln und „Hannos Puppentheater“ zum Leben erweckt. Mengstr. 4, 23539 Lübeck, T. 04 51/122 41 90, tägl. 10:00 –17:00 Uhr, Führungen: Mi. und Sa. 14:00 Uhr, www.buddenbrookhaus.de.
Der Dom ist das älteste Baudenkmal Lübecks und unbedingt einen Zwischenstopp wert. Für die alte Bischofskirche legte Heinrich der Löwe 1173 den Grundstein. Sehenswert: das 17 Meter hohe Triumphkreuz von Bernt Notke (1477) und die Grossfiguren der Schutzpatrone. Die astronomische Uhr von 1625 läuft noch mit dem originalen Werk. Domkirchhof, April bis Ende Sommerzeit 10:00 –18:00 Uhr, Ende Okt.–März 10:00 –16:00 Uhr, www.domzuluebeck.de.
Das in einem ehemaligen Augustinerinnen-Kloster aus dem frühen 16. Jahrhundert eingerichtete Museum beherbergt Deutschlands bedeutendste Sammlung mittelalterlicher Schnitzaltäre norddeutscher Prägung. Im Obergeschoss befindet sich die Abteilung für Wohnkultur. Die Epochenräumen geben einen Einblick, wie die Bürger der Hansestadt vom Mittelalter bis um 1800 gelebt haben. St. Annen-Museum, Düvekenstr. 21, 23552 Lübeck, T. 04 51/122-41 34/-41 37; Apr.–Sep.: Di.–So. 10:00 –17:00 Uhr, Okt.–März: Di.–Fr. 10:00 –16:00 Uhr, Sa. und So. 11:00 –17:00 Uhr, Mo. geschlossen.
Die 2002 eingeweihten Mediadocks auf der Wallhalbinsel sind ein echter Hingucker für Architekturinteressierte. Die architektonische Besonderheit des Hauses, das in Stahlskelettbauweise erstellt wurde, liegt in seinem „Haus-im-Haus“-Prinzip. Rund einen Meter hinter der alten, denkmalgeschützten Holzfassade von 1898 wurde die neue Glasfassade errichtet. Auf 13.000 Quadratmetern ist ein hochmodernes Medienzentrum, ein Unternehmenspark, ein Gründerzentrum, das Forschungsinstitut für Interaktive und Multimediale Systeme (IMIS) sowie die ISNM International School of New Media untergebracht. Willy-Brandt-Allee 31a–d, 23554 Lübeck, T.04 51/28 03 -10, www.mediadocks.de.