Tour-Nummer: 01 / 2008
Eine weiße Feder schwebt zur Kirchendecke von St. Johannis empor. 85 Augenpaare verfolgen gebannt ihren Weg, den sie mit großem Schwung mehr als drei Meter nach oben nimmt, um dann langsam und sacht wieder herabzusinken. Aus eigenem Antrieb macht sie das nicht. Die Luft, die sie erneut in die Höhe befördert, stammt aus der größten Metallpfeife der Orgel. So demonstriert die Organistin Birgit Wildeman einer großen Schar Kinder, wie viel Luft aus so einer Pfeife kommen kann.
Die Kinder sind an diesem Morgen in die Kirche nach Nieblum gekommen, um zu erfahren, was das Besondere an einer Orgel ist und wie sie funktioniert. Und damit es dabei nicht langweilig wird, kleidet Birgit Wildeman ihre Erklärungen in Geschichten und verknüpft sie mit Musikstücken aus allen Epochen.
Anschließend dürfen alle Kinder mit auf die Orgelempore kommen. Birgit Wildeman hält Lippenpfeifen aus Holz und Zungenpfeifen aus Metall hoch und bittet zwei Kinder, hinein zu blasen. So unterschiedlich die Luft in den Pfeifen zum Schwingen gebracht wird, sind auch die Töne, die dabei erzeugt werden. Das leuchtet allen sofort ein. Beim Orgelspielen gelangt die Luft über den Tastenanschlag in die Pfeifen. Es gibt gleich drei Tastenreihen für die Hände und eine für die Füße. Aber das ist noch nicht alles. Links vom Spieltisch befindet sich ein geheimnisvoller Holzkasten mit vielen weißen Knöpfen.
Die meisten sind mit Namen von Instrumenten beschriftet. „Das sind die Register.“, erklärt die Organistin. „Da kann ich einstellen, welche Pfeifen klingen sollen und aus dieser Mixtur ergibt sich dann der typische Orgelklang.“ Und damit jedes Kind sich selbst davon überzeugen kann, wie der Orgelwind in die Pfeifen kommt, darf am Ende jeder einmal an der Orgel sitzen. So wandern an diesem Morgen noch eine ganze Weile hohe und tiefe, laute und leise Töne durch die Kirche – fast wie bei einem Orchester, das sich gerade einspielt.
Susanne Kollmann
Ö: Mit der Fähre um 8:45 Uhr von Dagebüll nach Wyk und von dort mit der Buslinie 2 bis „Nieblum Tankstelle“, dann drei Minuten zu Fuß bis zur Kirche. Die letzte Rückfahrmöglichkeit ist um 18:32 Uhr mit der Buslinie 1 von „Nieblum Tankstelle“ bis „Wyk Hafen“ und von dort mit der Fähre um 18:45 nach Dagebüll.
Info
Noch mehr Orgelmusik gibt es auf den zwei CDs, die Birgit Wildeman aufgenommen hat: die erste auf den Orgeln der Föhrer Kirchen, die zweite auf der berühmten Arp-Schnitger-Orgel der St. Salvator Kirche auf Pellworm. Beide CDs sind in der Kirche erhältlich.
Die alten Grabsteine auf dem Friedhof von St. Johannis erzählen die Geschichten der Seefahrer und ihrer Frauen, die hier begraben sind. Und sie geben Auskunft über die Zeit, als noch keine Touristen auf die Insel kamen. In der Kirche ist ein kleiner Führer dazu erhältlich.
Eine Stunde dauert es, dann sind die Kerzen fertig, die Kinder in der Föhrer Kerzenscheune selbst ziehen können. Maximale Gruppengröße: sieben Personen. Poststraat 7, 25938 Nieblum, T. 046 81/ 501 869, Mo.–Fr. 10:00–18:00 Uhr, Sa. 14:00–18:00 Uhr.
Nur wenige Schritte von St. Johannis entfernt ist Jörg Noltes Fischgeschäft eine gute Adresse, zum Beispiel für eine warme Fischsuppe zwischendurch. „Käpt'n Mops“, De gröne Eck 2, 25938 Nieblum, T. 046 81/18 50.
Kleine Orgelkenner empfehlen für den Eisgenuss das "Cafe Capuccino". Schräg gegenüber von St. Johannis spricht die lange Schlange vor der Theke für die Qualität der hausgemachten Eissorten. Jens-Jacob-Eschel-Straße 20, 25938 Nieblum, T. 046 81/55 99.
Einfach, großzügig und sehr sympathisch ist das Bed & Breakfast bei Ingrid und Thomas Poll. Wer noch für ein Konzert bleiben will, sollte rechtzeitig vorher reservieren. Strandstraße 24, 25938 Nieblum, T. 046 81/21 82.