Tour-Nummer: 02 / 2009
Keine Wolke am Himmel. Nirgends. Sind wir hier richtig? 10:24 Uhr ist es, als wir am Bahnhof in Husum ankommen. Gemeinsam mit ihren Eltern Margot und Ulli wollen Antje und ich einen Tag lang auf den Spuren von Theodor Storm wandeln. Natürlich in seiner Geburtsstadt. Doch es ist nichts zu sehen von der „grauen Stadt am Meer“, wie Storm sie in einem seiner bekanntesten Gedichte beschrieben hat. Stattdessen blitzt und funkelt die Stadt im Sonnenschein.
„Einen so heißen Sommer, wie nun vor hundert Jahren, hat es seitdem nicht wieder gegeben“, setzt Ulli auf dem Weg zum Hafen an. „Weißt du noch, welches Märchen so beginnt?“ „Ja klar“, sagt Antje mit sichtbarer Freude, „das ist doch ‚Die Regentrude‘. Früher hast du mir daraus immer vorgelesen.“ Wir haben keine hundert Meter zurückgelegt und sind schon mittendrin – im stormschen Universum.
Nach einem Besuch im Storm-Museum geht es auf dem vorbildlich beschilderten Kulturpfad der Stadt weiter in Richtung Storms Elternhaus über „Urgroßvaterhaus“ und „Aquis-Submersus-Haus“ Richtung Schloss. Im blühenden Schlosspark bleibt Ulli plötzlich stehen, schließt seine Augen, murmelt: „Wie gut es hier duftet!“ und zitiert ein paar Verse aus Storms Gedicht „Hinter den Tannen“. Was hätte der Dichter wohl dazu gesagt, denke ich, und betrachte die hart modellierten Gesichtszüge der Storm-Büste im Park.
Bevor wir Husum wieder verlassen, genießen wir in „Jacqueline’s Café“ noch vorzüglichen, selbst gemachten Pflaumen- und Käsekuchen. Als wir im Aufbrechen sind, sagt Antje zu mir: „Du hast einen Sonnenbrand!“ Noch ein Beleg mehr dafür, dass dieser Tag auf den Spuren von Theodor Storm alles andere war als grau. Im Gegenteil: Husum leuchtete.
Michael Fischer
Ö: Mit der Nord-Ostsee-Bahn stündlich von Kiel und Hamburg nach Husum.
Info
Das Märchen von Storms „Regentrude“ liegt seit Kurzem in einer spannenden Hörbuch-Fassung mit Musik im Uccello-Verlag vor. Gelesen wird es von der Schauspielerin Rosemarie Fendel.
Zu beziehen ist es über den Buchhandel (ISBN-13: 978-3-937337-33-3). Der Preis: 12,90 Euro.
Im einzigen landesherrlichen Schloss an der Westküste war Theodor Storm mehrere Jahre als Amtsrichter tätig. Heute werden hier von Juni bis Oktober – sonntags um 11:30 Uhr – Führungen in historischen Gewändern angeboten. Schloss vor Husum, König-Friedrich-V.-Allee, 25813 Husum, T. (048 41) 25 45, www.museumsverbund-nordfriesland.de/schloss-vorhusum.
Die Vielfalt des Kultur- und Naturraums Nordseeküste gibt es im NordseeMuseum Husum zu entdecken: Herzog-Adolf-Straße 25, 25813 Husum, T. (048 41) 25 45, Apr.–Okt. tägl. 10:00–17:00 Uhr, Nov.–März: tägl. 11:00–17:00 Uhr, außer montags; www.museumsverbund-nordfriesland.de/nordseemuseum.
Zehn Jahre nach Storms Todestag, 1898, sollte das „Heldt’sche Haus“ in Ostenfeld abgerissen und in Dänemark wieder aufgebaut werden. Doch der Heimatforscher Magnus Voß mobilisierte einflussreiche Bürger, um das Gebäude nach Husum zu versetzen. So entstand das erste Freilichtmuseum Deutschlands, in dem man heute noch erleben kann, wie die Bauern zu Storms Zeiten gelebt haben. Freilichtmuseum Ostenfelder Bauernhaus, Nordhusumer Straße 13, 25813 Husum, T. (048 41) 25 45, Öffnungszeiten: Apr.–Okt.: Di., Mi., Do. 13:30–17:00 Uhr.