Tour-Nummer: 10 / 2009
Das Ziel war La Plata in Argentinien, als Josef Fiedel am 11. Mai 1912 das Zwischendeck der Cap Ortegal betrat. Josef war gerade neun Jahre alt. Er wanderte aus. Seine Familie hatte das ukrainische Bogopol verlassen und startete nun voller Hoffnung vom Hamburger Hafen aus in eine ungewisse Zukunft. Wie es Josef Fiedel in Argentinien erging, ist nicht überliefert.
Bevor ich weiterrecherchieren konnte, ob es außer dem identischen Nachnamen eine weitere Verbindung zwischen Josef Fiedel und meiner Familie gibt, schritt meine Tochter Nina ein: „Papa, am Computer sitzen kannst du auch zu Hause!“ Wir waren in der BallinStadt, Hamburgs Auswanderermuseum.
In der beeindruckend inszenierten Ausstellung gibt es neben Puppen, die ihre persönliche Auswanderergeschichten erzählen, einiges zu sehen: Passagierlisten, Koffer und Handkarren, Zollstellen, zahllose andere Exponate und diverse Multimediapräsentationen.
„Auswandern macht Hunger“, sagte Nina. „Und außerdem hast du mir Schiffe versprochen!“
Das stimmte. Also fuhren wir mit S- und U-Bahn ins Internationale Maritime Museum im umgebauten Kaispeicher B. Auf zehn Etagen, die hier Decks heißen, warten 1.000 Großmodelle von Schiffen, 36.000 kleine Modelle, 5.000 Gemälde und 15.000 Schiffs-Speisekarten. Hochinteressant, aber eindeutig zu viel für einen Nachmittag.
Beim Kuchen im Museumscafé fiel mir Josef Fiedel wieder ein. Ob er in Südamerika sein Glück gefunden hat? Gibt es dort Nachfahren? – Ich nahm mir vor, an den langen dunklen Winterabenden weiterzurecherchieren.
Dennis Fiedel
Ö: Die BallinStadt liegt wenige Minuten von der S-Bahn-Station Veddel entfernt. Die Linie S3 fährt alle zehn Minuten vom Hamburger Hauptbahnhof. Das Internationale Maritime Museum Hamburg liegt etwa 150 Meter von der Bushaltestelle „Auf dem Sande“ (Metrobuslinie 3) und von der Bushaltestelle „Bei St. Annen“ (Metrobuslinie 6) entfernt. Die Busse fahren alle zehn Minuten. Informationen zum Fahrplan und zu den Preisen gibt es unter www.hvv.de.
Info
Auch ohne die BallinStadt zu besuchen, ist die Suche nach ausgewanderten Angehörigen möglich. Unter www.ancestry.de gibt es die Hamburger Passagierlisten und viele andere Quellen zur Ahnenforschung. Um alle Recherchemöglichkeiten nutzen zu können, ist aber eine kostenpflichtige Anmeldung nötig. Die Basis-Mitgliedschaft kostet 9,95 Euro im Jahr.
Das Hafenmuseum Hamburg zeigt die Arbeitswelt des Hafens damals und heute – und natürlich auch Schiffe. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10:00–18:00 Uhr geöffnet. Montag ist Ruhetag. Erwachsene zahlen 6 Euro Eintritt, wer unter 18 ist, zahlt nichts. Informationen unter www.museum-der-arbeit.de/Hafen oder unter T. (040) 73 09 11 84.
Ö: Das Hafenmuseum ist 15 Minuten zu Fuß von der S-Bahn-Station Veddel entfernt. Außerdem hält die Maritime Circle Line direkt am Museum.
In der BallinStadt und im Internationalen Maritimen Museum gibt es empfehlenswerte Museums-cafés mit kleiner Bistro-Küche, Kaffee und Kuchen. Im Maritimen Museum gibt es außerdem die Austernbar Hamburg, in der es natürlich nicht nur Austern gibt. Informationen unter www.hamburg.austernbar.de oder unter T. (040) 30 08 78 88.
Ab Ende 2011 soll die neue U-Bahnlinie U4 in die HafenCity führen. Die Bauarbeiten laufen seit Sommer 2008. Ein Teil des Tunnelbaus erfolgt im Schildvortrieb, also mit einem großen Bohrer. Der heißt V.E.R.A. – „Von der Elbe Richtung Alster“. Informationen über den Bau gibt es im Info-pavillon am Jungfernstieg, der täglich von 10:00–20:00 Uhr geöffnet ist, oder unter www.hochbahn.de.
Ö: Die U- und S-Bahnstation Jungfernstieg erreichen Sie mindestens alle zehn Minuten mit den U-Bahnlinien U1 und U2 ab Hamburg Hbf, außerdem mit den S-Bahnlinien S1 und S3.