Tour-Nummer: 05 / 2013
Plattdeutsch war in der Hansezeit durch die Kaufleute und Seefahrer weit verbreitet. Heute versteht es im norddeutschen Sprachraum noch jeder Zweite, und aktiv sprechen können es nur wenige. „Aber es ist wieder im Kommen“, sagt Yared Dibaba: „Diese Sprache ist ein echter Schatz.“ Der Schauspieler, Musiker, Moderator und Autor gehört mit seinen plattdeutschen Sendungen und Lesungen selbst zu den Schatzhebern. Geboren in Äthiopien, aufgewachsen im Oldenburger Land – Dibaba ist mehrsprachig groß geworden und in sechs Sprachen zuhause.
Das ist sicher einer der Gründe, warum er sich gerade in Altona so wohl fühlt: „Hier hast du alle Kulturen zusammen.“ Multikulti war „Altno“, wie es auf Platt heißt, schon im 16. Jahrhundert. Die Religions- und Gewerbefreiheit zog viele Menschen an, die anderswo wegen ihres Glaubens verfolgt wurden oder denen der Zunftzwang verbot, ihr Handwerk auszuüben. So wurde Altona nach Kopenhagen zeitweilig zur zweitgrößten Stadt im dänischen Staat.
Das klassizistische Gebäudeensemble an der Palmaille oberhalb der Elbe stammt aus dieser Blütezeit um 1800. „Eine superschöne Straße!“ findet Yared Dibaba. Von hier ist es nur ein Katzensprung zum Altonaer Balkon. Sobald es wärmer wird, tummelt sich dort halb Altona. Und Familie Dibaba middenmank. „Moin Yared!“ grüßt eine Spaziergängerin. Der Moderator grüßt zurück. „Hier treffe ich öfter Plattsnacker“, erzählt er. „Die wissen, dass ich platt snacke und da wird dann schnell mal een beten vertellt.“
Susanne Kollmann
Die S-Bahnen bis Hamburg-Altona führen ins Altonaer Zentrum. Die Hafenrandlinie 111 fährt ganztägig im 20-Minuten-Takt vom Bhf. Altona über Große Elbstraße, Reeperbahn und Landungsbrücken, Baumwall, Am Kaiserkai (Elbphilharmonie), Magellan-Terrassen und Überseequartier bis zur Shanghaiallee in der HafenCity. Zu Fischmarktzeiten am Sonntag verläuft der Linienweg zwischen Rathaus Altona und Pepermölenbek über die Palmaille. Die StadtBus-Linie 288 fährt als Ringlinie ab und bis zum Bhf. Altona über Rathaus Altona, Behnstraße, Fischmarkt, Große Bergstraße und Goethestraße.
Von „Übelgunst“ ist heute keine Rede mehr, der plattdeutsche Ortsname soll sich auf schwierige Nachbarschaftsbeziehungen vor 500 Jahren beziehen. Im Museumshafen Oevelgönne restauriert und präsentiert der dort ansässige Verein historische Segelschiffe, Frachtkutter und sogar einen Eisbrecher. www.museumshafen-oevelgoenne.de
Mit der HADAG-Linie 62 bis Anleger Neumühlen
Das Amateur-Theater Altona bringt jedes Jahr vier Stücke auf die Bühne, zwei davon auf Platt. Auch Ungeübte hören sich schnell ein. Und wer Blut geleckt hat, ist als neues Mitglied herzlich Willkommen. Gespielt wird im Altonaer Theater, in der Stadtteilschule in Bahrenfeld und in der Gesamtschule in Finkenwerder. Geschäftsstelle T. 04101/401257, www.amateur-theater-altona.de.
Das Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt Altonas Entwicklung eingebettet in die Geschichte der Elbregion und des norddeutschen Raums. Mit interaktiver Kinderabteilung. Museumstraße 23, 22765 Hamburg, Di.–So. 10-17 Uhr, Kinder frei, Erw. 6 Euro, www.altonaermuseum.de.
Mit der S-Bahn bis Hamburg-Altona, von dort 2 Min. Fußweg.
Die gibt’s im Café Klippkroog. Hausgemacht. „Klipp“ heißt auf Platt „einfach“. Wahrscheinlich, weil hier einfach alles lecker ist. Große Bergstraße 255, 22767 Hamburg, Mo. 8-18 Uhr, Di.–Sa. 8-24 Uhr, So. 9-18 Uhr, T. 040/ 57 24 43 68, www.klippkroog.de.
Mit der Buslinie 283 bis Goethestraße, hält fast vor der Tür.
Toll geschrieben und illustriert ist „hoch un(d) platt. Vademekum Niederdeutsch“ von Frerk Möller. Er folgt dem Lebenslauf der plattdeutschen Sprache ab dem 6. Jahrhundert und zeigt, wie und warum sie sich bis heute verändert hat. Ganz nebenbei lernt man auch noch ein bisschen Platt. Hg. Institut für niederdeutsche Sprache, Verlag Schuster Leer 2012, 114 S., Euro 14,90.