Tour-Nummer: 04 / 2013
Ilona hatte sich beschwert: „Ich war noch nie mit dir auf einer Sömmertour!“ Nun duldete die Sache keinen weiteren Aufschub. An einem milden Spätsommermorgen brechen wir also auf, drei Stationen der Gartenroute Neumünster „Zu grünem Werk und Ernteglück“ zu erkunden.
Los geht’s an der alten Obstwiese an der Kieler Straße. Sie entstand um 1900 vor den Toren der Stadt und ist heute eine Schatzkammer an rund 100 alten und seltenen Apfel-, Birnen-, Pflaumen- und Kirschsorten, die wir stundenlang durchprobieren könnten. Aber es warten ja noch zwei weitere Stationen.
In Friedenshain schalten wir um: Für jeden Neumünsteraner, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist, wurde hier zwischen 1921 und 1933 eine Eiche gepflanzt: über 1.000 Stück. Ihre Namen sind in unbehauene Feldsteine graviert, die um eine große Rundfläche aufgestellt sind. Das Zentrum bildet eine Gedenkplatte. „Wehret den Anfängen“ ist darauf zu lesen.
Der Kreis unserer Tour schließt sich in der Gartengemeinschaft West: Neumünsters größte Gartenkolonie wurde 1910 gegründet, damit Arbeiter und ihre Familien hier ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen konnten. Heute steht hier der Grünkohl akkurat in Reihe. Wir nehmen jede Menge neuer Gartenideen mit und verabreden uns schon mal für den nächsten Ausflug auf der Gartenroute: Dann wollen wir drei Stationen in der Innenstadt von Neumünster besuchen – und das geht auch zu Fuß.
Susanne Kollmann
Aus Kiel stündlich mit der Regionalbahn bis Einfeld und halbstündlich mit der Regionalbahn oder dem Regionalexpress bis Neumünster.
Die komplette Route bietet zehn Stationen auf einer Gesamtlänge von 50 Kilometern. Davon führen sechs Kilometer als Fußgängerroute durch Neumünsters Innenstadt u .a. zur Villa Wachholz und zum Gerisch-Skulpturenpark. Ausführliche Informationen zu dieser und allen anderen Gartenrouten gibt es auf www.gartenrouten-sh.de.
Wenn Sie einen Ausflug mit der Bahn und mit dem Rad planen, lohnt sich die Fahrrad-Tageskarte im SH-Tarif: Sie erhalten sie streckenbezogen schon für 3,70 Euro und für das gesamte SH-Tarif-Netz für 4,80 Euro.
Die Gartenroute ist nicht ausgeschildert, darum am besten einen Stadtplan oder eine Radtourenkarte einstecken. Zum Beispiel den ADAC Stadtplan Neumünster mit Radwegen und Umgebungskarte 1:100 000, ADAC Kartografie 2006, 4,95 Euro.
Der Badestelle des Einfelder Sees ist nur einen Katzensprung vom Bahnhof entfernt. Bei entsprechenden Temperaturen ist ein Bad im Grünen genau richtig, um sich für die Tour einzustimmen. Der Weg führt rechts über die Gleise, dann einfach den Schildern folgen.
Zwei Kilometer nördlich vom Einfelder Bahnhof, am Westufer des Sees, liegt der Obsthof Mehrens. Auf ihrem Demeterbetrieb hegt Familie Mehrens die zweite alte Obstwiese im Stadtgebiet Neumünsters. Mittwochs von 15-18 Uhr gibt’s im Hofladen Obst und Gemüse der Saison. Am Bondenholz 26, 24536 Neumünster, T. 04321/ 52 87 02.
Die Dichte an Cafés und Restaurants nimmt am Stadtrand ab. Dafür lädt der Stadtwald zum Picknicken ein. Er wurde 1864 angelegt, um die Stadt mit Holz zu versorgen. Das ist heute allerdings längst passé: Seit 1996 ist der Stadtwald als Naturerlebnisraum ausgewiesen. Hier gibt es reichlich lauschige Plätze, um die Picknickdecke auszubreiten.
Meinolf Hammerschmidt sammelt in seinem Obstmuseum schon seit 1987 alte Obstsorten. In seinem "Apfelbuch Schleswig-Holstein. Sorten, Geschichten, Rezepte" stellt er 20 alte, regionale Apfelsorten vor. 108 S., geb. Ausgabe, Wachholtz Verlag Neumünster 2. Aufl. 2011, 14,80 Euro.